Zwillinge / Mehrlinge
Eine Schwangerschaft an sich ist eine spannende Zeit; noch aufregender wird es, wenn Sie Zwillinge oder Drillinge erwarten.
Zwillinge kommen in ca. 2 % aller Schwangerschaften vor. Die Häufigkeit hat in den letzten Jahren, vor allem durch die vermehrte Anwendung von assistierter Reproduktion („künstlicher Befruchtung“) und das höhere mütterliche Alter, zugenommen.
Bei Mehrlingen ist es besonders wichtig, am Beginn der Schwangerschaft die Mutterkuchen- und Eihautverhältnisse zu klären. Denn hiervon hängt die weitere Betreuung der Schwangerschaft ab.
Am besten ist hierfür spätestens das Ersttrimesterscreening geeignet. Hier wird festgestellt, ob es sich um „ein- oder zweieiige“ Mehrlinge handelt.
Besonders empfohlen werden bei Mehrlingen die pränataldiagnostischen Untersuchungen wie das Ersttrimesterscreening und der Organultraschall, da es hier häufiger als bei Einlingen zu angeborenen Erkrankungen kommt, sowie regelmäßige Wachstumskontrollen und Messungen des Gebärmutterhalses im Hinblick auf eine eventuelle Frühgeburtlichkeit.
Eine Mehrlingsschwangerschaft an sich benötigt mehr Betreuung, da hier häufiger als bei Einlingen Fehlgeburten, Wachstumsprobleme, Frühgeburten und Geburtskomplikationen auftreten.
Die Kontrollabstände und möglichen Risiken hängen von der „Art“ der Zwillingsschwangerschaft ab, die sich durch den Zeitpunkt der Zellteilung ergibt.

„Art“ der Zwillingsschwangerschaft
Bei der Mehrheit findet diese Teilung sehr früh nach der Befruchtung statt und es handelt es sich um eine dichoriale(= zwei Plazenten), diamniale (= zwei Fruchtblasen) Zwillingsschwangerschaft (DCDA). Jedes Kind hat seinen eigenen Mutterkuchen und seine eigene Fruchtblase. Diese Verhältnisse entstehen auch, wenn zwei Eizellen befruchtet wurden. Das Geschlecht kann unterschiedlich oder gleich sein. Man kann es sich ein bisschen vorstellen, wie ein „Geschwisterpaar, das zeitgleich in der Gebärmutter ist“. Die Schwangerschaftskontrollen gestalten sich hier ähnlich wie bei einer Einlingsschwangerschaft.
Findet die Zellteilung etwas später statt, haben die Kinder einen gemeinsamen Mutterkuchen und jedes seine eigene Fruchtblase. Es handelt sich um eine monochoriale (= ein Mutterkuchen), diamniale (= zwei Fruchtblasen) Zwillingsschwangerschaft (MCDA).
Durch den gemeinsamen Mutterkuchen bestehen Gefäßverbindungen zwischen den Ungeborenen.
Über diese Gefäßverbindungen kann es zu einer Blutumverteilung zwischen den Kindern kommen, dem sog. „Zwillingstransfusionssyndrom“. Dies tritt in bis zu ca. 30 % der MCDA Geminischwangerschaften auf.
Davon ist das Zwillingstransfusionssyndrom in ungefähr der Hälfte der Fälle so schwerwiegend, dass die Kinder sehr stark gefährdet sind. Es ist dann eine vorgeburtliche Therapie, der sog. „Zwillingslaser“, erforderlich. Hierbei werden in einer Operation mittels Laserstrahlen die verbindenden Blutgefäße verödet, womit jedes Kind seinen „eigenen“ Versorgungsteil des Mutterkuchens bekommt (fetoskopische Laserablation). Das derzeit einzige in Österreich befindliche zertifizierte Zentrum für Intrauterine Lasertherapie befindet sich in der Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe in Graz.
Um diese Komplikation rechtzeitig erkennen und behandeln zu können, sind bei MCDA Gemini zwischen der 16. und 26. SSW wöchentliche bzw. zumindest zweiwöchentliche Kontrollen erforderlich. Hierbei werden das Wachstum, die Magen- und Blasenfüllung und Fruchtwassermenge beider Kinder beurteilt, sowie die Blutflüsse in den verschiedenen kindlichen Gefäßen gemessen.
In seltenen Fällen findet die Zellteilung erst spät statt und es handelt sich um eine monochoriale (= eine Plazenta) – monoamniale (= eine Fruchtblase) Zwillingsschwangerschaft (MCMA).
Die Kinder befinden sich in einer gemeinsamen Fruchtblase und werden von einem gemeinsamen Mutterkuchen versorgt. Aufgrund des gemeinsamen Mutterkuchens gibt es dieselben Risiken wie bei einer MCDA Zwillingsschwangerschaft. Die Kontrollen sind mindestens ebenso häufig wie oben beschrieben. Bei MCMA Gemini kann es im Verlauf nötig werden, die Ungeborenen und somit die Schwangerschaft bei einem stationären Aufenthalt im Krankenhaus zu überwachen. Dieser dauert meist länger und bis zur Geburt, die vorzeitig per Kaiserschnitt geplant werden muss.
Noch seltener teilen sich die Zellen noch später und es entstehen sog. „siamesische Zwillinge“, besser „conjoined twins“.
